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Norwegische Schneestürme und spanische Höhenflüge in Gran Canaria

Die Beachqueens holen sich am ersten Pokalturnier der europäischen Landesmeister im Beachhandball den guten sechsten Platz und gewinnen den Fairplay-Preis des Turniers.

Die Beachhandballsaison war eigentlich schon beendet, als anfangs September die fröhliche Nachricht eintraf, dass die Aargauer Beachqueens als Vize-Schweizermeisterinnen für die amtierenden Meisterinnen Las Luchadoras an den ersten Champions Cup nachrücken können. Obwohl die Vorfreude auf den sommerlichen Event im November riesig war, erwies es sich praktisch unmöglich, alle Teammitglieder zu gemeinsamen Trainings zusammenzutrommeln. Viele Spielerinnen stecken schon mitten in der Hallenhandballsaison und hatten daher wenig Kapazität, auch noch auf Sand zu trainieren. Daher verlief die Vorbereitung für das Turnier eher auf Sparflamme und die Beachqueens steckten sich keine hohen Ziele, sondern wollten die Wärme und Stimmung rund um das Turnier als einen schönen Saisonabschluss geniessen.

Am Mittwoch, 29.Oktober, reisten die Beachqueens gemeinsam mit den Basler Schweizermeistern Copaca-Bâle nach Gran Canaria. Bereits den Tag darauf erkundeten die Spielerinnen bei einem lockeren Footing die Küste der Playa del Inglès und fanden sich am Nachmittag zusammen mit den Baslern für ein Sandtraining auf dem Turniergelände ein. Man gewöhnte sich schnell an die härtere Unterlage, welche auf schnellere Spiele hoffen liess. Den Donnerstagabend rundeten die Schweizerinnen gemeinsam mit den anderen Teams, allen Offiziellen und den Organisatoren in idyllischer Hotelgartenatmosphäre beim Begrüssungsapéro ab.

Die Organisatoren des Turnieres scheuten keine Mühe und stellten grosse Tribünen, lautstarke Musikanlagen und tolles TV-Equipment zur Verfügung. Die Vorfreude war dementsprechend bei allen Beteiligten deutlich spürbar, als am Freitagmorgen die Teams zur Begrüssungszeremonie einmarschierten.

Dass der EHF Präsident, sowie die ganze Chefetage des Verbandes am ersten Champions Cup an der Playa del Inglès persönlich anwesend waren, zeigt, wie wichtig dem Verband die Entwicklung des Beachhandballs und dessen Integrierung und Etablierung ist.

Am ersten Turniertag waren für die Beachqueens zwei Spiele angesetzt. Gegen die Norwegerinnen standen sie am frühen Nachmittag im Einsatz. Topmotiviert starteten die Schweizerinnen in die Partie, mussten aber bald feststellen, dass gegen die grossgewachsenen Nordländerinnen kein Kraut gewachsen ist. Den ersten Satz musste man mit 25:9 deutlich an die Gegnerinnen abgeben. Im zweiten Set konnten sich die Beachqueens zwar in der Verteidigung deutlich steigern, aber im Angriff kaum durchsetzen. Auch dieser Satz ging konsequenterweise klar an die Norwegerinnen (16:6). Man kann sagen, die Aargauerinnen wurden schlichtweg überrumpelt; es kam einem Norwegischen Schneesturm gleich, was auf dem Spielfeld geschah: Kaum waren die Gegnerinnen in Ballbesitz wirbelten und arbeiteten sie bis zum Erfolg.

Für das zweite Spiel erwarteten die Beachqueens einen Sieg über die Niederländerinnen, die nicht mit ihrem Stammteam angereist waren. Von Beginn weg überzeugten die Schweizerinnen mit einer starken Defensive, indem sie den Gegnerinnen die Bälle wegpflückten und mit ihren Blockparaden zur Verzweiflung brachten. Im Angriff spielten die Aargauerinnen geduldiger und erarbeiteten sich damit gute Abschlussmöglichkeiten, die erfolgreich verwertet wurden. Über das Kempa-Kreisanspiel, welches Jenny Kunze souverän beherrschte, war man besonders erfolgreich. Die Beachqueens gewannen folglich beide Sätze ungefährdet und hatten sich das erfrischende Planschen im Meer zum Tagesabschluss redlich verdient.

Am zweiten Turniertag standen ebenfalls zwei Partien auf dem Plan: Einerseits der harte Brocken, die Spanierinnen aus Sevilla, und andererseits die Italienerinnen, gegen welche man sich Chancen auf einen Sieg ausrechnete.

Die Spanierinnen waren den Beachqueens bereits aus dem European Beach Tournament Finale bekannt. Daher wusste das Team und Coach Naprstek gut, welche schnelle und flinke Spielart sie zu erwarten hatten und stellten sich darauf ein. Zu Beginn platzierten die Schweizerinnen eine starke Defensive und erzielten ihrerseits wichtige Punkte, so dass die Spanierinnen beim Stand von 6:6 eine Auszeit in Anspruch nahmen. Man merkte, dass sie sich den Verlauf der Partie anders vorgestellt und die Beachqueens unterschätzt hatten. Danach liessen sie dennoch ihre Klasse aufblitzen, indem sie im Gegensatz zu den Schweizerinnen die wichtigen Punkte einnetzten und sich dadurch den ersten Satz mit 14:6 sicherten.

Die Beachqueens hatten aber nach diesem beachtenswerten Auftakt Lunte gerochen und wollten nun eine starke zweite Zeit abliefern. Sie kämpften und spielten im Angriff gute Chancen heraus, besonders Eliane Estermann am Flügel erwies sich als abschlussstark. Aber auch die Spanierinnen ihrerseits spielten stark, scheiterten aber wiederholt an einer super aufgelegten Jennifer Jaun im Tor oder setzten den Ball neben den Torrahmen. Die Defensive der Aargauerinnen machte letztlich den kleinen aber feinen Unterschied aus und bescherte ihnen den Gewinn des zweiten Satzes mit 10:13.

In einem enorm spannenden Shoot Out, welches sogar in die Verlängerung ging, entschieden die Beachqueens die Partie mit 6:7 für sich. Mit grossem Siegestaumel freuten sie sich mit den lautstarken Fans über die grossartige Überraschung!

Durch den unerwarteten Erfolg eröffnete sich die Möglichkeit, mit einem Sieg über die Italienerinnen das Halbfinale zu erreichen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf waren Freude und Leichtigkeit aus der Spielweise verflogen. Fehlpässe, Fehlwürfe und überhastete Abschlüsse waren das Resultat. Die Schweizerinnen schienen schlichtweg unfähig, Tore zu erzielen und die Italienerinnen ihrerseits packten ihre besten Sonntagswürfe aus; ihnen schien schlichtweg alles zu gelingen. Der erste Satz endete mit 8:19. Im zweiten Durchgang herrschte eine zu grosse Verbissenheit: Man scheiterte im Angriff abermals, was sehr zu bedauern war, weil die Verteidigung mit Tamara Schläpfer und Karin Kurzbein sehr gut agierte. 2:10 lautete das ernüchternde Ergebnis.

Neuer Tag, neues Glück! Die Beachqueens schafften es zwar nicht ins Halbfinale, jedoch mit dem Sieg über die Spanierinnen platzierten sie diese hinter sich und spielten am Sonntag gegen die OVB Beach Girls aus Ungarn um den fünften Platz.

Ein Sieg gegen die Ungarinnen lag durchaus in Reichweite, denn anfangs Saison besiegte man sie bereits einmal. Der Spass und somit die Freude am Beachhandball fand wieder Einzug ins Team und man spielte eine freundschaftliche Partie. Im ersten Set setzten sich die OVB Beachgirls mit 12:5 durch. Anders als gegen die Italienerinnen, rafften sich die Beachqueens nochmals auf und besonnten sich auf das bereits Geleistete und das vorhandene Potential. Sie lieferten mit 5:9 eine ansprechendere zweite Zeit ab.

Im Shoot Out erwiesen sich die Ungarinnen abgebrühter und holten sich nach dem vierten Anlauf mit 8:5 den Sieg, respektive den fünften Platz.

„Wir sind zufrieden!“, lautete das Fazit des Turnieres für die Beachqueens, denn sie reisten ohne hochgestecktes Ziel an die Spiele. „Der sechste Platz geht total in Ordnung, denn wir haben unser Ziel erreicht: Eine gute Zeit mit der Beachhandballfamilie und Spass am Sport haben. Niemand hätte erwartet, dass wir die Spanierinnen besiegen. Das war echt ein toller Höhepunkt!“, meinte Angela Crameri nach Turnierende.

Und schliesslich fuhren die Schweizerinnen nicht mit leeren Händen nach Hause: Sie gewannen den Pokal als fairstes Team, was eine beachtliche Leistung ist, wenn man die Platzierung im Mittelfeld betrachtet!


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